Vor kurzem verkündete die Bahn, den Presserabatt für Journalisten einzustellen. Mann habe diesen überdacht  und halte ihn für nicht mehr zeitgemäß. Der Anlass für die Streichung, so bestätigte Bahnchef Grube in einem Interview, war die „Wulff-Affäre“. Seit 2004 bietet die Bahn den Rabatt für Journalisten und deren Partner an, 50 Prozent auf die Bahncard-Gebühren. Und damit ist die Bahn nicht alleine. Auch andere Unternehmen bietet der Berufsgruppe Journalisten Sonderkonditionen, etwa Fluggesellschaften. Bei Debatare habe ich bereits über diese Thema berichtet.

Stehen Rabatte journalistischer Unabhängigkeit im Weg?

Geht es um Sonderkonditionen für Journalisten muss man sich fragen, warum Unternehmen dieser bestimmten Berufsgruppe besondere Angebote machen. Es geht sicher nicht darum, freien Journalisten aufgrund ihrer oft schlechten Einkommenssituation unter die Arme zu greifen. Das Kalkül dahinter ist klar: Wer Rabatte in Anspruch nimmt, hat dann eventuell das Unternehmen in positiverer Erinnerung – und berichtet vielleicht auch mal positiv darüber.

Deutscher Journalistenverband lässt klare Position vermitten

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sieht bei der Frage den einzelnen Journalisten in der Verantwortung. Jeder Journalist müsse selbst entscheiden, ob er einen Rabatt annimmt oder nicht. Eine klare Position lässt er damit vermissen. Der Berufsverband „Freischreiber“ bedauert zwar, dass der Presseausweis in den letzten Jahren zum Rabattheft verkommen ist  – was exakt zutrifft – und bezeichnet den Presserabatt der Bahn als „Subvention für Verlage„.

Das Angebot der Bahn ist nur ein Beispiel für Sonderkonditionen die Journalisten gewehrt werden. Im Pressekodex heißt es: “ Die Annahme und Gewährung von Vorteilen jeder Art, die geeignet sein könnten, die Entscheidungsfreiheit von Verlag und Redaktion zu beeinträchtigen, sind mit dem Ansehen, der Unabhängigkeit und der Aufgabe der Presse unvereinbar.“ Rabatte sind eindeutig ein Vorteil, ob sie die Entscheidungsfreiheit beeinträchtigen hängt vom Einzelfall ab.

Klar und gradlinig wäre es, sich gar nicht erst in eine Situation zu bringen, in der die Entscheidungsfreiheit eventuell beeinflusst wäre. Dafür wäre eine klare Absage von Berufsverbänden an solche Rabatte hilfreich. Denn das Problem ist: Journalisten machen sich in der Öffentlichkeit angreifbar. Wer an andere hohe Ansprüche anlegt, muss auch selbst diesen Ansprüchen genügen.

Die Verantwortung auf den einzelnen Journalisten zu schieben, wie es der DJV tut, ist feige. Denn dort weiß man genau, dass viele Mitglieder, wenn auch nicht nur, aber zumindest auch wegen der „Rabattkarte“ Presseausweis Mitglied sind. Dabei würde eine klare Absage an Vergünstigungen jeglicher Art dem Ansehen von Journalisten nutzen.

 

Ergänzung am 23. März: Zustimmung zu Presserabatten bröckelt

Die Diskussion um die Presserabatte geht weiter. Wie meedia dokumentiert, setzt Axel Springer auf einen kollektiven Verzicht auf Presserabatte.